Das Thema

Von der Höhlenmalerei mit Jagdszenen über indianische Totems bis zum stolzen Wappentier spannt sich ein Bogen bis in unsere Zeit, und die Abbildungsversuche von Tieren erreichen im Medium Fotografie eine nie gekannte Vielfalt und scheinbare Lebendigkeit. Das Thema Tiere, insbesondere deren fotografische Darstellung beschäftigt mich schon einige Jahre. Selten gab es da Bilder, die Tiere als Individuen zeigten, oft das Tier in idealisierter Naturkulisse; Arten aufgezählt wie im Album eines Sammlers. Da war immer eine Faszination aber auch eine Ratlosigkeit; soviele Projektionen auf das Tier: das Wilde, die Stärke, das Niedlich-Weiche, das Gefährliche, das Eklige und immer wieder das freundliche Mitwesen, geduldig uns Menschen ausgeliefert. Vegetarier und Veganer schüren unser schlechtes Gewissen beim Verzehr tierischer Produkte und das Unbehagen wächst. Dürfen wir Tiere wie Dinge behandeln, haben wir das Recht für Tiere zu bestimmen oder läßt sich der moralische Fortschritt unserer Gesellschaft gerade an diesem Thema messen? Wenn wir das Internet nach dem Begriff "animals" befragen verweist die Suchmachine auf über drei Millionen Seiten, ein heiß diskutiertes Thema. Viele Tierschutz -u. Tierrechtsbewegungen oder auch Tierversuchsgegner bieten umfangreiche Informationen im Netz. Dort stoßen wir z.B. auf "The Great Ape Projekt". Hier streiten Menschen für Persönlichkeitsrechte der großen Menschenaffen mit dem Hinweis darauf, daß sich unsere DNS von Ihrer nur um 7% unterscheidet. Auf zwei Bücher möchte ich aufmerksam machen, die einen konzeptionellen und philosophischen Background zum Thema liefern. Beide tragen das Bild der Arche Noah im Titel. Da ist zum einen das Buch des Kanadiers Farley Mowat, der in "Der Untergang der Arche Noah" mit buchhalterischer Akribie eine bewegende Geschichte der Ausrottung der Tiere beschreibt, zum zweiten das Buch des jungen Kölner Autors Richard David Precht "Noahs Erbe", in dem die Fragen nach der Grenze von Mensch und Tier und dem Ursprung unseres Selbstzerstörerischen Umgangs mit der Natur gestellt werden. Der Mensch, expansiv, neugierig, immer bemüht seinen Horizont zu erweitern, horcht mit riesigen Radioteleskopen in den Weltraum, auf der Suche nach Lebenszeichen anderer Zivilisationen. Ihm würde etwas mehr Einsicht und Verständnis für das Bewußtsein der Tiere sicher helfen, die Grenzen seiner anthropozentrischen und mechanistischen Weltsicht zu erweitern, damit nicht eintritt, was ich mir vorstellen könnte: Eines Tages landet ein Raumschiff; wir sind nicht allein; eine Begrüßungsdelegation der Erde tritt den Fremden gegenüber und denkt im Stillen über ein Rezept zur schmackhaften Zubereitung der Außerirdischen nach. Einen künstlerischen Beitrag zur Diskussion liefert die Ausstellung "animals" der Galerie OBJEKTIV. Jürgen Zehnpfennig

 

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